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Wie ihr wisst, hatte ich dieses Jahr die große Ehre, den Deutschen Sachbuchpreis als Bloggerin zu begleiten. Mit meinem Patenbuch „Das Fluchtparadox“ von der österreichischen Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger hätte ich zufriedener wirklich nicht sein können. Gewonnen hat es den Sachbuchpreis, der Anfang Juni in den eindrucksvollen Räumlichkeiten der Elbphilharmonie verliehen wurde, letztlich zwar nicht. Nichtsdestotrotz hat sich beim Lesen für mich allemal bestätigt, warum dieses Buch es bis unter die diesjährigen Nominierten geschafft hat.
In „Das Fluchtparadox“ setzt sich Judith Kohlenberger mit den Widersprüchlichkeiten im Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen auseinander. Dabei arbeitet sie sich an verschiedenen Themenbereichen ab, die das Leben von Geflüchteten maßgeblich betreffen. Begeht gedanklich diejenigen, wenn man so mag, Stationen, die ein Großteil aller Geflüchteten, später Migrant:innen einem Schema folgend durchlaufen (ich korrigiere: durchlaufen müssen) - vom sogenannten ‚Flüchtlingslager‘ bis hin zum vermeintlichen Aufstieg.
Wenn ich eines aus diesem Buch mitnehme, dann, dass die europäische Migrationspolitik eine Politik der Willkür ist. Nicht, dass ich das auch nicht vorher wusste, doch hat es dieses Buch geschafft, mir in aller Deutlichkeit und Schärfe aufzuzeigen, dass an den europäischen Außengrenzen wie auch innerhalb dessen eine Dehumanisierung der Schwächsten stattfindet, Menschenrechte, darunter das Recht auf Freiheit und Sicherheit, wortwörtlich mit Füßen getreten werden. Das alles auch noch unter einem demokratischen Deckmantel, zu dessen Demaskierung dieses Buch einen wichtigen Beitrag leistet.
Für mich hat „Das Fluchtparadox“ sowieso gewonnen - ist ja wohl klar. Nein, aber mal ehrlich: Falls das Buch nicht ohnehin schon auf eurer Leseliste stand - es besticht ja schließlich allein durch sein Äußeres -, tut es das hoffentlich jetzt. Denn wer gute, inhaltsvolle Sachbücher zu schätzen weiß, macht mit diesem Buch alles richtig. Ich für meinen Teil habe hieraus viele kluge Gedanken mitnehmen können - und auch eine ordentliche Portion Wut.
Stellt euch beispielsweise mal folgende Frage: Wie kann es sein, dass man erst Recht brechen muss, um zu seinem Recht zu kommen? Tja.
„Eine wesentliche Handlungsmaxime, die ich […] auf den Umgang mit dem Fluchtparadox übertragen möchte, ist deshalb, sich gedanklich in den Anderen - nämlich einen bestimmten Anderen und keine gesichtslose Masse - hineinzudenken; sich auszumalen, wie es dem Anderen in der Situation ergeht, die durch diese meine Entscheidung (oder das Ausbleiben ebendieser) mitbedingt wird.“ (S. 182)
Beim Deutschen Sachbuchpreis möchte ich mich herzlich überhaupt erst fürs Möglichmachen bedanken. Ein herzlicher Dank geht darüber hinaus an Judith Kohlenberger sowieso auch die lieben Menschen hinter dem Verlag Kremayr & Scheriau für die netten Begegnungen und Gespräche in diesem Rahmen. Es war mir ein Vergnügen!
Der Originalbeitrag ist auf Anja Kronen-Ekhards Instagramkanal nachzulesen.
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