Die Welt ändert sich während der Lebensjahrzehnte Georg Wilhelm Friedrich Hegels von Grund auf. Und zwar durch Ideen, die zu Revolutionen führten: politische, industrielle, ästhetische und pädagogische. Jürgen Kaube erzählt Hegels Leben, erläutert sein Werk und zeigt, wie jene epochalen Umbrüche zum Versuch einer letzten Revolution führen: der des Denkens.
Mit dem Genre der Heldenerzählung räumt Jürgen Kaube in seiner Biografie über Georg Wilhelm Friedrich Hegel gründlich auf. Er schildert den Philosophen so elegant wie ironisch als Mann, der die Widersprüche der Umbruchzeit um 1800 wahrnimmt, durchdenkt, und doch auch immer wieder ihr revolutionäres Potenzial verkennt, etwa wenn es um die Freiheitsansprüche der Frauen geht. Geistesgeschichte ist bei Kaube Kulturgeschichte, und die Stärke Hegels war es, sich allen Wissensgebieten mit ganzer Person auszuliefern und dabei an den eigenen Erkenntnissen zu zweifeln. Dieses Sicheinlassen auf eine sich ändernde Welt macht Hegel so inspirierend für die Gegenwart, in der sich das unvoreingenommene Denken gegen falsche Gewissheiten, Wissenschaftsfeindlichkeit und Ausgrenzung von Schwächeren behaupten muss.
Hegel wurde oft in Krisenzeiten zur Lektüre herangezogen, auch gegenwärtig wieder; ist doch unser Gesellschafts- und Staatsverständnis ganz wesentlich von diesem Denker am Übergang zu einer neuen Epoche geprägt. Hegel, so zeigt Jürgen Kaube in seiner monumentalen Biografie des Philosophen, erfuhr die Zerrissenheit der modernen Gesellschaft als grundlegend. Kaube fächert uns den Geist der Moderne im Spiegel von Hegels Leben und Schaffen auf. Wer seinem analytischen Blick folgt, entdeckt nicht nur Hegels welthaltiges Werk, das alles Neue zu entschlüsseln sucht, sondern lernt einen fragenden Philosophen kennen, der sich in seinem Denken radikal den Widersprüchen stellt. Wie leichtfüßig, elegant und manchmal ironisch dieses Buch uns die hegelsche Möglichkeit zur Freiheit nahe bringt, ist virtuos und lehrreich.
Jürgen Kaube, geboren 1962, ist Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zuvor leitete er dort das Ressort Geisteswissenschaften und war stellvertretender Feuilletonchef. 2012 wurde er vom medium magazin als Journalist des Jahres im Bereich Wissenschaft ausgezeichnet, 2015 erhielt er den Ludwig-Börne-Preis. Seine vielgelobte Max-Weber-Biographie (2014) war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
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