Ruth Hoffmann unternimmt eine umfassende Dekonstruktion des Mythos „Stauffenberg-Attentat“ und zeichnet nach, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik politisch instrumentalisiert wird. Sie liefert einen Beitrag zu einem schicksalhaften Datum, in dem sich bis heute das schwierige Verhältnis zu unserer eigenen Geschichte spiegelt.
Die Journalistin Ruth Hoffmann hat sich nicht weniger vorgenommen, als einen deutschen Mythos zu dekonstruieren. Das Attentat vom 20.07.1944 gegen Hitler wurde immer wieder aus verschiedenen Richtungen instrumentalisiert und ist damit, so Hoffmann, zum „deutschen Alibi“ geworden. Sie schafft es überzeugend, die unterschiedlichen Kontexte zu erläutern und die oftmals perfiden Nutzbarmachungen aufzudecken. Besonders wertvoll ist dabei, dass sie nicht am gewählten Beispiel hängen bleibt. Sie verdeutlicht die historische Tiefe von Ereignissen und ihre Wirkung bis heute. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Debatten zeigt die Autorin, wie wichtig eine holistische Betrachtung ist, die außerdem überraschende Einsichten bietet. Dass sie es darüber hinaus schafft, dies fesselnd zu schreiben, hat die Jury für das Buch eingenommen.
Ruth Hoffmann, geboren 1973, hat Ethnologie, Neuere Geschichte und Politik studiert und ist Absolventin der Henri Nannen-Journalistenschule. Von 2004 bis 2006 war sie Redakteurin beim Stern, seitdem arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene Medien, u.a. Geo, Stern, P.M. History und Spiegel Geschichte. Sie ist Mitbegründerin des Journalistenverbunds Plan 17 und von :Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten. 2012 erschien ihr Buch „Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat” über die Kinder hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Wir wissen, wie Claus Graf Schenk von Stauffenberg am 20. Juli 1944 die Bombe platzierte, warum der Anschlag misslang und dass es trotzdem aller Ehren wert ist. Dass aber in Wirklichkeit rund 200 Personen, ein breites Bündnis von Menschen aller sozialer Schichten und unterschiedlichster politischer Couleur am sogenannten „Stauffenberg-Attentat“ beteiligt waren, ist nur wenigen bewusst. Wie wir das Ereignis „20. Juli“ heute beurteilen, ist das Produkt einer wechselvollen Entwicklung voller Widersprüche, empörender Vereinnahmungen und beschämender Versäumnisse. Dieses Buch zeichnet sie nach.
Interview mit Ruth Hoffmann bei WDR 5 Neugier genügt (Audio)
Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur Lesart (Audio)
Rezension im Tagesspiegel
Rezension in der Frankfurter Allgemeine Zeitung
Im Rahmen der Reihe „Zeitgeschichte im Dialog“
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