Mensch und Müll – das ist eine lange und innige Beziehung. Anhand der Produktion von und dem Umgang mit Müll schreibt Roman Köster eine erhellende Geschichte unserer Spezies und zeigt, wie sich das Leben mit dem Abfall von der Sesshaftwerdung bis heute verändert.
Müll wird normalerweise als Problem des Konsums betrachtet und viele öffentliche Diskurse drehen sich um Mülltrennung als nachgelagertes Problem. Die große Leistung des Autors Roman Köster besteht darin, die Produktion von Müll als intrinsisches Problem unserer Wirtschaftsweise – „unseres täglichen Lebensvollzugs” – zu beschreiben. Er analysiert die Geschichte der Entstehung von Müll und die Verbindung mit der kapitalistischen Wirtschaftsweise auf sehr verständliche Art, unterstützt durch anschauliche Beispiele. Als Lösungsansatz hat er parat, was wir alle ahnen – die Geschwindigkeit des Wirtschaftslebens und die eigene Bequemlichkeit können in dieser Form nicht aufrechterhalten werden, wenn wir dem Problem des Mülls als Teil des aktuellen anthropogenen Klimawandels begegnen möchten.
Roman Köster ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und hat sich über die deutsche Abfallwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg habilitiert.
Das große Thema der Ressourcenverschwendung betrifft uns direkt, steht aber zugleich sinnbildlich für die krankhaften Auswüchse eines Wirtschaftssystems, das nicht nur Luft und Wasser vergiftet, sondern riesige Überschüsse produziert, die anschließend weggeworfen werden. Gerade weil wir den Müll zwar selbst produzieren, aber nicht aus freien Stücken, legen Abfallströme offen, wie der Kapitalismus offensichtlich daran scheitert, die Produktion unseren Bedürfnissen anzupassen. Manche sprechen von einer Waste economy, und neuerdings ist das Schlagwort des Wasteocene aufgekommen.
Rezension bei Deutschlandfunk Kultur Studio 9 (Audio)
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